Saas/Untersteinach

Nachdem Adam Schlenk (1847-1921), der älteste der sechs Schlenk-Brüder, im Herbst 1873 das elterliche Gut in Hermersreuth von seinem Stiefvater ersteigert hatte, bemühten sich auch die übrigen Brüder – in ihren Adern floss ebenfalls Bauernblut – um ein Bauernanwesen. Jeder von ihnen hatte seinen Erbteil bekommen. Ururgroßvater Georg Johann Schlenk (1854-1927), der Viertgeborene, ersteigerte zunächst das Bauernanwesen Dressendorf/Sand Nr. 56 in der Versteigerungssache von Johann Wunderlich um 6.505,- Mark. (1873 war der Gulden abgeschafft und die Preußische Mark eingeführt worden, 1 Gulden = 1,71 Mark, aus Angst vor einer Preisanhebung duch die Währungsumstellung durfte Bayern übrigens seinen Heller als halben Pfennig behalten.) Der Hof hatte eine Größe von 5.337 ha, es war jedoch kein Wald dabei. Das Gut in Hermersreuth hingegen hatte großen Waldbesitz gehabt. Bei der Suche nach etwas Passenderem verkaufte er „den Sand“ im Jahre 1880 weiter an den Landwirt Heinrich Schönheiter.

Im Sommer 1881 wurde das (untere) Söldengut Saas Nr. 34 zwangsversteigert. (Saas war seit Anfang des 19. Jahrhunderts zweigeteilt; das obere Anwesen gehörte den Trögers, das untere den Deinleins.) Besitzer seit 1866 war ein Wolfgang Deinlein, er hatte sich verschuldet. Georg Johann Schlenk bot mit und erhielt den Zuschlag für 16.160,- Mark – ein stolzer Preis in der damaligen Zeit. Als der Auktionator fragte „Herr Schlenk, haben Sie einen Bürgen?“ antwortete Georg Schlenk „Den brauche ich nicht!“, zog einen Packen Geldscheine aus seiner Jackentasche und zählte den Kaufpreis bar auf den Tisch. „Die Saas“: Grundsteuerkataster Untersteinach, Amtsgericht Weidenberg, Bezirk Bayreuth – Söldengut Nr. 383 mit allen zugehörigen Feldern, Wiesen und Wald, insgesamt 19.351 ha. Die Flurstücke (Saas Nr. 34) sind auf der Bayerischen Uraufnahme gut zu erkennen. Durch den Hof führte der ehemalige „Gossenreuther Kirchweg“: Gossenreuth gehörte wie auch Saas zur Pfarrei Nemmersdorf und wurde erst 1932 nach Weidenberg umgepfarrt. Die Gossenreuther mussten ihre Verstorbenen über die Saas zum Nemmersdorfer Friedhof fahren; der Hof war seit jeher ein Rast- und Ruheplatz auf dieser Altstraße.

Noch im Jahr des Kaufs heiratete Ururgroßvater Anna Margarethe Bär (1861-1914) aus Nemmersdorf, eine Land- und Gastwirtstochter („Schwarzer Adler“) und das dritte Kind ihrer Eltern Johann und Katharina Bär. Es ging an die Aufbauarbeit! Deinleins hatten abgewirtschaftet – es gab viel zu tun.

Aufbau auf der Saas

Die Ururgroßeltern waren sparsam und fleißig. Als Hilfe hatten sie Dienstboten, trotzdem war es nicht immer leicht für sie. Als erstes bauten sie das Wohnhaus größer. Nacheinander wurden fünf Söhne geboren, ein Töchterchen kam tot zur Welt. Die Buben besuchten die Volksschule in Untersteinach, ein Fußweg von gerade 1,5 km. Zeitzeugen von damals erzählten immer von den geschickten Schlenk-Buben. Jeder der fünf Söhne hätte auch das Zeug zu einer höheren Schule gehabt, aber die damaligen Verhältnisse ließen es nicht zu. So bekam nur der Drittälteste, Urgroßvater Konrad Schlenk (1888-1918), die Chance: Er studierte Lehramt an der Seminarschule in Bayreuth. Ebenfalls in Bayreuth leisteten Adam, Konrad und Johann ihren Militärdienst ab, Johann zwei Jahre zwischen 1909 und 1911 bei den „42-ern“, Konrad als Einjähriger bei den „7-ern“ (Infanterie).

Schon früh stellte sich heraus, dass der vierte Sohn, Johann Heinrich Schlenk (1889-1966), der geeignete Hofnachfolger werden sollte. Nachdem seine Eltern 32 Jahre lang die Saas bewirtschaftet hatten, übernahm Johann Schlenk, nach seiner Hochzeit mit Bauerntochter Katherina Keil aus Döhlau, schließlich im Frühjahr 1913 den Hof. Zwar musste er im 1. Weltkrieg an die Westfront, wurde aber zweimal verwundet und schied so schon 1917 aus dem Krieg aus. Am 29. Mai 1914 wurde die Tochter Anna Margarete („Jette“) geboren, am 25. August 1916 Sohn Konrad Leonhard – ein Hoferbe.

1917/1918 bauten Johann und Katherina Schlenk eine neue Scheune, zum Teil unterkellert. Im Oktober 1921, nach einem sehr trockenen und heißen Sommer, brach in der Scheune Feuer aus und griff auf alle Gebäude über. Scheune, Stall und Wohnhaus wurden ein Raub der Flammen. In aller Not konnte das Vieh und das Wichtigste gerettet werden. Die Brandursache konnte nie richtig geklärt werden. Erst viel später wurde bekannt, dass aus Neid ein Brandstifter am Werk gewesen war. Johann und Katherina ließen es auf sich beruhen. Die Inflation der 20er Jahre erschwerte den Wiederaufbau. Allerdings wurden dabei auch Neuerungen eingeführt, zum Beispiel wurde auf der Waldwiese am Waldbach mit einer Wasserturbine und Stromgenerator ein eigenes Elektrizitätswerk errichtet. Mit diesem wurde unter anderem eine elektrische Melkmaschine betrieben – die erste in der Umgebung.

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Die erste Generation Schlenk auf der Saas

Vater Georg Johann Schlenk

Georg Johann Schlenk war das 4. Kind des Bauernehepaars Adam und Gertrud Schlenk (geb. Ruckdäschel), geboren am 23.3.1854 in Hermersreuth und gestorben am 11.8.1927 in Saas an Altersschwäche. Von seinem Wesen her war er beharrlich und eigensinnig, aber auch gutmütig.
Ururgroßvater Georg Schlenk war schlank bis muskulös, 1,78 m groß, hatte blonde Haar- und blaue Augenfarbe. Selbst im hohen Alter brauchte er noch keine Brille. Vielleicht war das auch mit ein Grund, weshalb er immer viel und gerne las.

Mutter Anna Margarethe Schlenk (geb. Bär)

Anna Margarethe Bär war das 3. Kind der Gastwirtseheleute Johann und Katherina Bär (geb. Stöcker), geboren am 27.8.1861 in Nemmersdorf und gestorben am 22.8.1914 in Saas. Sie wuchs auf im elterlichen Gasthof „Schwarzer Adler“, zu dem auch ein Brauhaus und Landwirtschaft gehörten. Die Hochzeit mit Georg Johann Schlenk fand am 22. Dezember 1881 in der Nemmersdorfer Kirche statt. Sie war sehr religiös.
Wie ihr Mann hatte sie blaue Augen, allerdings konnte sie im Gegensatz zu ihm nur schlecht sehen. Von ihrer Körperform her war sie eher rundlich, im Alter sogar ziemlich dick (bei einer Größe von 1,68 m). Die Neigung dazu lag wohl in der Familie Bär. Ärztliche Diagnosen fehlten, es wurde gegen Wassersucht kuriert.
Am 13.5.1912 fiel sie beim Rüffeln von Hanf infolge ihrer Herzschwäche um. Sie konnte das Bett bis zu ihrem Tod nicht mehr verlassen.

1. Sohn Heinrich Schlenk

Heinrich Schlenk war der älteste Sohn von Georg Johann und Anna Margarethe Schlenk. Er wurde am 6.8.1882 in Saas geboren, heiratete Marie Wagner und starb 1950 in der Heideleite. Das Ehepaar hatte vier Kinder.
Sein Steckenpferd war das Fotografieren. Mit seiner Glasplattenkamera (= Fotoplatten aus Glas als Trägermaterial der lichtempfindlichen Schicht) zog er über das Land. Bilder und Glasplatten-Negative von ihm sind noch vorhanden.

2. Sohn Adam Schlenk

Adam Schlenk war der zweitälteste Sohn der Familie, geb 9.8.1884 in Saas, gest. 1943 in Nemmersdorf. Er war von kräftiger Gestalt und zur Hand, wenn ein starker Mann gebraucht wurde. Im 1. Weltkrieg war er beim sogenannten Leibregiment. Er kam querschnittsgelähmt aus dem Krieg zurück. Verheiratet war er mit Katherina („Trina“) Schlenk (geb. Heinz) aus der Friedrichslohe/Nemmersdorf. Trina brachte einen Sohn mit in die Ehe; das Ehepaar hatte selber keine eigenen Kinder.

3. Sohn Konrad Schlenk

Urgroßvater Konrad Schlenk war der drittälteste Sohn auf der Saas, geboren am 5.1.1888, heiratete am 3.6.1911 Lina Bodenschatz aus Elbersreuth und hatte zwei Kinder. Er hatte studiert und wurde Volkschullehrer. Seine Geschichte setzt sich fort in Bayreuth, Elbersreuth und Neudürrlas und wird daher auf jenen Seiten erzählt. Er musste 1915 in den 1. Weltkrieg ziehen – mit dem „Komiß“ konnte er sich nie wirklich anfreunden. Er fiel am 15.7.1918 bei Reims in der sogenannten Frühjahrsoffensive.

4. Sohn Johann Heinrich Schlenk

Johann Heinrich war der vierte Sohn geb. 16.12.1889 in Saas, gest. 6.1.1966 ebenfalls dort. Er heiratete am 12.5.1913 die Bauerntochter Katharina Schlenk (geb. Keil), geboren am 8.11.1889 in Döhlau (Heiratsfoto siehe Seite Zwischenmenschliches). Er arbeitete schon früh auf dem Hof mit und erbte das Anwesen, das er mit seiner Frau in Gütergemeinschaft führte. Das Ehepaar hatte zwei Kinder. Er war Kriegsteilnehmer von 1914-1916, wurde schwer verwundet und schied aus dem Kriegsdienst aus.

5. Sohn Georg Schlenk

Georg war der jüngste von den fünf Brüdern, geb. 29.4.1897 in Saas, gest. 30.10.1975 in Pfarrlohe. Er war immer schwächlich. Nach dem Schulbesuch lebte er bei seinem Vetter Heinrich Vogel in Berlin und machte eine Ausbildung zum Heilpraktiker und Masseur. Zunächst praktizierte er in Berlin, später zog er in die Heimat zurück, wo er eine Praxis hatte. Er war verheiratet mit Anna Schlenk (geb. Keil), geboren am 20.8.1914 in der Pfarrlohe.

Nach dem 2. Weltkrieg

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(Daten und Informationen auf dieser Seite
wurden teilweise aus der Familienchronik
von Werner Schlenk übernommen)