Hinz und Kunz – und Hans

Hinz (später auch Heinz) und Kunz sind die Kurzformen der Namen Heinrich und Konrad. Im Hochmittelalter waren Heinrich und Konrad die Namen zahlreicher deutscher Herrscher. In der Folge wurden diese auch Mode in der einfachen Bevölkerung. Vom 11. bis 13. Jahrhundert trug ein großer Teil der Männer diese Namen, woraus sich letztlich die heute noch gebräuchliche Redewendung für „jedermann“ bildete. In der Familiengeschichte der Schlenks kamen „Hinze“ und „Kunze“ selten vor. (Immerhin hatte Urgroßvater Konrad Schlenk einen Bruder namens Heinrich.)

Dies war kein Wunder, denn schon bereits zur Zeit der allerersten urkundlich dokumentierten Schlenks, war bereits ein anderer Name aktuell: Hans. Er avancierte zum beliebtesten männlichen Vornamen des Spätmittelalters. Auch im Landbuch der Ämter Berneck, Gefrees und Goldkronach von 1536 kommt der Name Hans mit 32% am häufigsten vor. Es folgen mit großem Abstand Cunz und Heinz mit jeweils 11%, der Rest mit jeweils weniger als 5%.

Zurück zu den ersten Schlenks: Die ältesten vorgefundenen Urkunden gehen auf das Jahr 1331 und 1369 zurück. Frau Dr. Margarete Adamski aus Kersbach/Neunkirchen am Sand forschte zu den Burghutbauern der Veste Rothenberg. Dort gab es seit etwa 1330 eine Marienkapelle; die Siegersdorfer Bauern waren dorthin abgabepflichtig.

Im Jahr 1359 kaufte Kaiser Karl IV. dem Kloster Bergen (Neuburg an der Donau) das Eigentumsrecht am Rothenberg ab. Von den Wildensteins erwarb er die zwischen 1300 und 1330 von ihnen darauf errichtete Gipfelburg. Der Kaiser begründete für Soldaten und Bedienstete seines neuen militärischen Stützpunkts auf der Bergeshöhe die Pfarrei St. Wenzel. Seit 1366/68 unterhielten die Siegersdorfer Bauern mit ihren Einkünften und Abgaben die neue Pfarrei auf dem Rothenberg. So hatte es Kaiser Karl IV. verfügt.

Jahrhunderte später war die Veste Rothenberg schließlich in den Besitz Kurbayerns gelangt und bildete ein Enklave im Landgebiet Nürnberg. Der bayerische Kurfürst forderte vom Neunkirchener Pfarrer ein genaues Verzeichnis über die Einkünfte der Rothenbergpfarrei an. Pfarrer Wolfgang Knauer von Neunkirchen a. S. teilte am 23. Januar 1726 mit, dass er kein solches Verzeichnis besitze, konnte aber mit einem „Extrakt“ aus älteren Aufzeichnungen dienen. Diese Blätter liegen heute im StA Amberg (vormals: Bayer. StA Nürnberg, Rothenberg, Nr. 585, Rep. Nr. 187 b Ao. 17 ?).


Extrakt über der Pfarr und Fühmeeß zum Rottenberg einkünften Sigersdorf

Gehört mit aller Hoher und Nider obrigkeit durchaus Gebott und Verboth, frohn und Dinsten, Gülten, Zünsen und Zehenten in die Pfarr zum Rottenberg und demselben Volgendten Güetern Züns und Gült, welches doch alles d. herrschafft und Gemeinen Ganerben zum Rottenberg zugehörig, und denselben auch jed. Zeitt zugehorsammen schuldtig sein.

Dieselbigen Geföhl [Gefälle] nimbt jeziger Zeitt die herrschafft zum Rottenberg, und Besoldten davon die Pfarrer und frühmeßer, So den Gottsdinst uf den Schloß Versehen, wie vermeldtet.

[…]

Geörg Schlendkh

Gibt
Siben pfundt an geldt, drithalb pfening Wisgeldt, Sechs pfening holzgeldt, Ein Fasnachthun, Ein Rauchhun, Und von Jeglicher Kuhe Ein Zehent Keeß.

Von den SibenKeeß guet genant, darauf Er ietzunt wohnet, darzu gehöret, Ein Behausung, Stadl Und Ein Backhauß, daran Drey Schweinstelle erbauet, Ein Wagenschupfen, Ein Graß Und Baumgartten. Eines tagw. Groß, an dem haus gelegen, sambt dem hofraith.

An Veldtungen
Ein Halb tagw. Veldt, das haseläckherlein genant, Zwischen Friz Zeihen, Und hansen Weber gelegen. Ein tagw. Veldt an den Rabenhoffer schlag Und an die Sogersdorffer Gemein stossent.

Item Achtzehen pfening Von ietzt gemelten tagwerckh Veldten.
Ein Viertl in der grub genant, Gegen dem holz, die höll genent, gelegen.
Anderhalb Viertl vor dem Pekerslohe ligent.

Wißen
Drey Mogen Wißen, im Deich genant, Under dem Dorff ligent.
Ein Virtel Wißen oben Bey dem Brun, Zwischen Geörgen Döeter, Und Frizen Zeyhen gelegen.
Ein Halb tagw. Graß Und Baumgartten, hinder dem Dorff, neben Frizen Zeihens gartten gelegen, davon mus er Albert Fridtrichen 2 Pfd. In sein Hoff geben.

Dise Äckher Und Wißen geben auch Einem Pfarrer uf dem Rottenberg Zehendt. Un wan dises alles Verkaufft würdte, daselbsthin das Gross handlohn.

Mehr Geörg Schlenckh

Gibt
Von volgendten Reuth Veldtern aneinander gelegen, wan
deren eins verkhaufft würdt, der herrschafft Rottenberg
Das Groß Handlohn, auch Zehendt und folgendte Zünsen:
Fünf pfundt Dreyzehen pfening von drithalben Morgen Reuth.
Fünf pfundt auch von drithalb Morgen Reuth, die Endres Schiekete gewessen ist.
Zwey pfund ain und zwänzig pfening von Einem Morgen Ein Virtl Reuth.
Drey pfundt achthalben pfening Von anderhalb Morgen Reuth,
Die Frizen Podtens gewesen. Sechs pfundt fünfzehen pfening,
Von dreyen Morgen Reuth, bey Sigersdorff, an Ulla Veits äcker.
Und an die Kerspacher Veldter undt Wißen stoßendt, alle Reuth
an einand gegen dem Rottenberg gelegen.

[…]

Hannß Schlenckh

Gibt
ViertHalb Simera Korn, Vierthalb Sra. Haabern.
Ein Und Zwänzig Keeß, Ein fasnachthun.
Ein Rauchhun, Ein herbsthun. Sechs pfening Wißen gelt,
Und Ein pfundt zwanzig pfening holzgeldt,
Von ieglicher Kuhe Ein Zehent Keeß.
Zehen fudter holzfuhr Von Einen höfflein.
Itm acht pfening, von Einen Viertl gereut, an Grünling gelegen.

In gemelten [erwähnten] hoffe gehört
Ein Behausung, Ein Stadl, darein etliche Schweinstell erbauet, sambt einen hofrait, Und zween Graßgärtten, ohngefehrl. Zwey tagwerch Graß, der Ein in der Pelzgass, der andere an der Viechtrib gelegen, auch das Groß Handlohn, und Zehendt wie andere.

An Veldtern.
Zehen Morgen an d. Holz, der Pekerslohe genant, Gelegen. Zween Morgen an den Weeg stossent, der gen Kürchsittenbach gehet.
Drey Morgen an der Pler gt.: an die Viechtrib stossent. Anderthalb tagw.: auch an den Peckerslohe stossent, welches nit gar guet und ietzt in Eggerten [Brachland] ligt.
Vier tagw.: an d. Holz d. Grünling und d. andere Holz, den Waidtenschlag stossent.
Vier tagw. vber den Waidtenschlag gelegen,
fünf Tagw.: stosst an den Weeg, da man gen Krumpach gehet.
Drey tagwerch, der fuhracker genant, ober den Dorf Bey der viechtrib ligent.
Drey tagw.: d. Kuppelacker genant. Und den Kolprunnen stossent.
Zwey tagw.: der Rodtelacker gt.: undten und oben an Albert Fridtrich stossent.
Ein tagw. Veldt, das Pinzenäckherlein gt.: an die Viechtrib stossent.
Ein Halben tagw. Veldt, das Haseläckerlein genant,
Zwischen dem Hanns Schlenckh, dem iüngern gelegen.
Ein tagw.: uf dem Pelzer gelegen, an die Hof Wißen stossent.

Wißen.
Zwey tagw.: die Scheubel Wiß gt., Beim Steeg gelegen.
Zwey tagw.: die Puchel Wiß gt., Und an die Hoff Wißen stossent.
Anderthalb tagw.: an d. Herrschafft holz, d. Grünling gt., stossent, darauf ein Klein Weyherlein, die Rodlwiß genant.
Ein tagw.: in Grundt, auch bey den Grünling gelegen. Und in albert Fridtrich und Geörgen Döeter stossent.
Ein Halb tagwerckh Wißen, stoßt an hannsen Koch gartten.
Ein Halb tagw.: die turren Wißen gt.: an Hannsen Leypolt uf den Rottenberg, Veith und Hannsen Weyher stossent.

Holz
Ein tagwerckh Erla und Pürkenholz, So an die Kersbacher Gemein, und den Prunschlag stossent.

Geörg Schlenck

Gibt
Fünfzehen pfundt, Neun undt Zwanzig pfening Geldt. Ein Fasnachthun, Ein Rauchhun, drithalben pfening Wisgeldt. DreyZehen pfening holz Geldt.
Von einem Güetlein, das Pezel Güetlein, darzu, wan solches Verkaufft würdte, uf den Rottenberg d. Groß handtlohn, von Ekhern und Wißen, auch den Zehendten.

Darein Gehört
Ein Hauß, hofrait und Einen Gartten, alles bey Einen Halben tagw., stosst Vornen an die Hof Wißen, und an die gaß, die Pezalgasse gt., und hat an

Veldtung
Ein halb tagw., das Haßeläckerlein gt.m, bey dem Glazenstein ligent.
Ein Viertl In der Grub, Bey der höll.
Ein Halb Virtl ufm Berg Beim Peckherslohe.

Wißmath.
Ein tagw., ligt Under dem Gartten, Und obgeschribenen Hauß herab. Und an der herrschafft hoff Wißen.

Quelle: „Extrakt über der Pfarr und Fühmeeß zum Rottenberg einkünften Sigersdorf“, basiert auf Quellen von 1331, StA Amberg

Die im Text erwähnten Flurnamen existieren heute noch:

Blick auf Siegersdorf vom Grünling aus (der Bach Grünling entspringt am rechten Bildrand). Rechts oben außerhalb des Bildes der Hain Bäckenloh (Pekerslohe). Das Waldgebiet Glatzenstein schließt sich links vom Bild an. Das Tal in der Bildmitte trägt den Flurnamen Hölle. (Foto: privat)

In der gesamten Umgebung von Schnaittach finden sich auch heute außerordentlich viele Familien mit dem Namen Schlenk (siehe Namenskarte Schlenk). Die Frage nach gemeinsamen Vorfahren wird hingegen wohl nie geklärt werden können.

Schild in der Jurastraße in Weißenbach am Glatzenstein (Foto: privat)

(Weitere) Quellen (Hauptbibliothek FAU Erlangen):