Die sechs Hermersreuther Schlenk-Bauern

Urururgroßvater Johann Adam Schlenk, Hofnachfolger von Johann Peter Schlenk, wurde am 13.3.1818 auf Gut Hermersreuth geboren. Er heiratete am 10.12.1845 eine Gertrud Ruckdäschel (geb. 29.4.1824). Sechs Söhne gingen aus der Ehe hervor. Dies ist die Geschichte der sechs Bauernbrüder, die zur letzten Generation in Deutschland gehörten, in der Landwirtschaft noch wirklich traditionell, d.h. komplett ohne brennstoffbetriebene Geräte oder Mineraldünger, verrichtet wurde. Bereits ihre Nachkommen hatten maschinelle Unterstützung bei der Arbeit oder wählten angesichts vielfältiger anderer Möglichkeiten erst gar nicht mehr den Bauernberuf (Urgroßvater Konrad Schlenk wurde Lehrer).

Die „goldene Zeit“ der Landwirtschaft

Die Jahrzehnte zwischen den bayerischen Bauernaufständen vom März 1848 (Grundentlastung, „Freiheit des Eigentums“) und der Jahrhundertwende waren insgesamt gesehen eine Zeit des Aufschwungs im Agrarbereich. Gründe waren bessere Finanzierungsinstrumente für Bauern (→ Raiffeisen) sowie Agrarmodernisierungen wie neue Fruchtpflanzen (z.B. Runkelrüben), Fruchtwechselwirtschaft (statt Dreifelderwirtschaft) oder die ganzjährige Stallhaltung des Viehs (dadurch: gezielter Einsatz von Dünger). Der nun unternehmerisch freie Bauernstand wurde zum staatstragenden gesellschaftlichen Fundament – immerhin waren zur Mitte des 19. Jahrhunderts über die Hälfte aller Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt! Vor der Hintergrund steigender landwirtschaftlicher Produktivität und der Anfänge der Globalisierung (billiger importierter Weizen aus USA) sank diese Zahl am Ende des Jahrhunderts aber stark ab, siehe der Abschnitt „Die Agrarrevolution zu Beginn des 20. Jahrhunderts“ weiter unten.

Anteil der Erwerbstätigen nach Wirtschaftssektoren in Deutschland

JahrLandw.Ind.+Hw.Dienstl.
180062%21%17%
182559%22%19%
185055%24%21%
187549%30%21%
190038%37%25%
191434%38%28%

Die Innovationen in der Landwirtschaft waren zumindest anfangs dennoch arbeitsintensiv. So erforderte Stallhaltung – in Hermersreuth wurden 1875 fast 70 Rindviecher gezählt – auch zusätzlich vermehrte Heugewinnung und Fütterung des im Stall gehaltenen Viehs. Daher blieb das Leben auf Gut Hermersreuth hart und anstrengend, insbesondere während der Erntezeit. Alle Arbeiten mussten von Hand erledigt werden; es war nötig, dass in diesen Monaten alle mit anpackten: Bauersleute und ihre Kinder, Knechte und Mägde, Nachbarn und evtl. Heuerleute. Gearbeitet wurde von früh um fünf bis abends um acht Uhr, nur mit kurzen Unterbrechungen zum Essen: Nach einem kurzen Frühstück begann zuerst die Arbeit auf dem Hof. Ein zweites Frühstück folgte gegen neun Uhr. Sobald das Gras und Getreide auf dem Feld soweit vom Morgentau getrocknet war, konnte man mit der Mahd beginnen. Gemäht wurde mit Sichel und Sense; an Pferde angespannte Gras- und Getreidemäher kamen erst nach der Jahrhundertwende zum Einsatz. Bei der Getreideernte wurden die Garben dann von Hand gebunden. Die harte Arbeit wurde zur Mittagszeit unterbrochen, gegen 14 Uhr ging es weiter, dann auch mit den Schulkindern, die gerade aus der 2 km entfernten Schule in Metzlersreuth zurückgekommen waren. Abends zwischen sechs und sieben Uhr endete das Mähen, danach musste noch das Vieh versorgt werden. Wenn überhaupt wurden die Schularbeiten nach dem Abendessen gemacht, wenn es dunkel war.
Nach der Erntesaison ging die Arbeit natürlich weiter: Für das Wintergetreide mussten im Herbst die Felder gepflügt und neu ausgesät werden. Und im Winter schließlich wurde über Wochen hinweg das geerntete Getreide auf dem Hof gedroschen und schließlich zur nächsten Mühle gebracht, wo es zu Mehl gemahlen wurde. Die Feldarbeit begann dann erneut mit der Aussaat im März (Sommergetreide) bzw. April (Gemüse).

Ebenfalls sehr anstrengend war die Kartoffelernte, da die Knollen mühsam mit der Forke ausgestochen und in gebückter Haltung mit der Hand aufgesammelt wurden. Obwohl es im Fichtelgebirge um 1647 den wohl frühesten feldmäßigen Anbau von Kartoffeln auf deutschem Boden gegeben hatte, spielte der Kartoffelanbau zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine untergeordnete Rolle. Als Ursache sah Nationalökonom Friedrich Benedikt Wilhelm von Hermann „den hohen Preis der Kornfrüchte, der den Kornbau sehr lohnend machte, die hier und da, wenn auch vorübergehend, bestandene Kartoffelkrankheit, vornehmlich aber das in Bayern noch bestehende Verbot, an landwirtschaftlichen Branntweinbrennereien mit den selbstgebauten auch gekaufte Kartoffeln zu verarbeiten.“ In seiner 1857 veröffentlichten Statistik „Anbau und Ertrag, Besitzverhältnisse und Stückelung des Bodens im Königreiche Bayern“ gibt er für das 16.000 Einwohner umfassende Bezirksamt Berneck folgende Verteilung an:

Landwirtschaftliche Flächennutzung im Landgerichtsbezirk Berneck (1853)

NutzungAnbaufläche
(Tagwerke)
Kornfrüchte (überwiegend Roggen, Gerste, Hafer)13.772
Wiesen (Heu)12.301
Kartoffeln3.340
Viehweiden1.137
Futterbau677
Rüben543
Sonstiges (Brache, Gartenbau etc.)2.583
Summe landwirtschaftliche Nutzfläche 34.353
Wälder27.673

Zur Kartoffelernte gab es „Kartoffelferien“ (heutiger Name: Herbstferien) – jede Hand wurde gebraucht und Kinder kamen einfacher an die Knollen heran. Die Belohnung für die schwere Arbeit waren im Abendrot glühende Kartoffelfeuer, in denen nicht nur das Kartoffelkraut verbrannt wurde, sondern die Kinder auch ihre Kartoffeln zum Garen hineinwarfen. Verdrängt aus den Erinnerungen wurden die verregneten Tage, an denen im Schlamm nach den Kartoffeln gegraben werden mussten…

In Hermersreuth, in Gesees, in der Saas – früher gehörte Wald zu jeder Bauernwirtschaft dazu, er lieferte Dünger, Bau- und Brennmaterial. Mit der Stallhaltung von Kühen, Schweinen und Ziegen wurde Stroh als Einstreu zu wertvoll und es wurde daher von den Waldböden Laub, Nadeln, Rinde, Reisig aber auch Moos, Beerkraut und Farne zusammengerecht und in die Ställe gebracht. Mit dem Dung der Tiere vermischt wurde die Streu anschließend auf den Feldern als guter Dünger ausgebracht. Allerdings verarmte dadurch der durch die Waldweide bereits geschädigte Waldboden mehr und mehr. Auf den nährstoffarmen Böden blieben nur Kiefer und Fichte übrig; die Folgen sind bis heute sichtbar.

Der Holzeinschlag fand während der ruhigeren Wintermonate statt, zumal das Holz in diesem Zeitraum auch am trockensten war. Nachdem der Baum mit Axt (und später auch Säge) gefällt worden war („Obacht!!“), wurde er „ausgeastet“ und mit einem Pferd aus dem Wald gezogen. (Laut Volkszählung von 1875 hatte Hermersreuth eines von zwei Pferden in der Landgemeinde Metzlersreuth.) Mit einer Hebelade konnte dann sogar eine einzige Person den Baumstamm auf den Achswagen heben. Dennoch war man in der Regel mindestens zu zweit unterwegs, denn die Zugsäge konnte man nicht alleine bewegen.
Die Bäume wurden mitsamt dem Wurzelstock entfernt. Die bürstenartigen Holzstorzeln am Stock mussten nach dem Fällen gleich mit der Axt entfernt werden, weil sich nach einem Aberglauben die bösen Geister daran festhalten konnten, die dann dem Holzfäller Schaden zufügen würden. Das „Stöckgroum“ selbst war Schwerstarbeit. Man sagte damals, dass die Stöcke dreimal warm machen, zuerst beim Graben, dann beim „Klieben“ (spalten) und schließlich beim Heizen.
Bis vor Ostern musste alles Holz gesägt und gehackt sein: „Mach dein Holz, wenn der Kuckuck schreit, dann hast du im Winter dürres Scheit!“ Die Scheite wurden außen kunstvoll zu einem runden „Hulzstouß“ (oder mehreren) geschichtet. Hingegen war das Streuhacken Frauenarbeit. Die Streuäst lieferte schnelle Hitze und war daher gut zum Anschüren des Herds im Sommer. Im Winter schürte man den ganzen Tag; das Feuer durfte dann nicht ausgehen.

Literatur:
– Fanni Schricker: Erzähltes und Erlebtes. Geschichten aus dem Fichtelgebirge zwischen Epprechtstein und Egertal. 1998

Die sechs Bauernbrüder

Mit 44 Jahren Jahren starb der Hofbesitzer Johann Adam Schlenk unerwartet (10.12.1862), der jüngste Sohn hatte noch nicht einmal seinen ersten Geburtstag gefeiert. Mutter Gertrud musste notgedrungen wieder heiraten, denn die Söhne waren noch unmündig, und als junge Frau konnte sie den Hof nicht alleine führen. Sie entschloss sich, mit einem Wolfgang Kolb eine neue Ehe einzugehen (1865). Die beiden schlossen einen Ehevertrag. Aus dieser zweiten Ehe ging ein Sohn Peter hervor.

Gertrud (Kolb) starb am 11.1.1873 in Hermersreuth; ihr Mann Wolfgang war alleiniger Besitzer. Zwischen dem Stiefvater und den erstgeborenen Söhnen soll es zu Spannungen gekommen sein. Kolb ließ das Gut schätzen und strebte eine Versteigerung an. Am 18. Oktober 1873 ersteigerte Adam Schlenk, der älteste Bruder, das elterliche Gut – damit blieb es in Familienbesitz. Auch die anderen Brüder waren Bauern mit Leib und Seele – sie sahen sich ebenfalls nach Höfen um.

1. Sohn Adam Schlenk

Adam Schlenk war der älteste Sohn von Johann Adam und Gertrud Schlenk. Er wurde am 31.5.1847 in Hermersreuth geboren, heiratete am 19.9.1876 Margarethe Barbara Fischer aus Wundenbach (geb. 27.9.1855). Sie hatten acht Kinder:

  1. Johanna Christiana, verh. Nüßel in Lützenreuth
  2. Elisabetha, verh. Kolb in Stein
  3. Anna Margaretha, verh. Hübner in Neudorf/Benk
  4. Johann, am 21.1.1915 ledig verstorben
  5. Heinrich, geb. 29.6.1888, Heirat mit Christine Schoberth aus Meierhof
  6. Anna Katharina, verh. in Wasserknoden
  7. Georg Konrad, geb. 25.2.1894, 1921 ledig verstorben
  8. Katharina („Trina“), geb. 29.12.1896, Heirat mit Johann Schmidt aus Benk

Mutter Barbara Schlenk starb am 4. Januar 1917, Vater Adam Schlenk am 25. Oktober 1925, wie auch seine Frau in Hermersreuth. Zunächst bewirtschaftete ihr Sohn Konrad, später ihre jüngste Tochter Trina mit ihrem Mann Johann den Hof in Hermersreuth. Sie hatten ein Kind, Adam Schmidt, geb. 26.1.1928 in Hermersreuth. Nach fast 250 Jahren verschwand damit der Name Schlenk aus Hermersreuth – er lebte fortan woanders weiter.

Von links nach rechts: Mutter Margarethe, Trina, Vater Adam, Konrad (Anlass des Fotos war vermutl. die Konfirmation Trinas)

2. Sohn Lorenz Schlenk

Lorenz Schlenk, geboren am 12.2.1849 in Hermersreuth, verunglückte bei Waldarbeiten tödlich.

3. Sohn Michael Schlenk

Michael Schlenk, geboren am 24.12.1851 in Hermersreuth, war der drittälteste Sohn. Er heiratete 1877 Christina Schmidt aus Wundenbach. Dort bewirtschafteten sie einen Bauernhof. Eine Tochter, Margarethe Schlenk, wurde am 10. Oktober 1877 in Wundenbach geboren. Michael Schlenk starb als Witwer am 7. Dezember 1922 in Wundenbach.

In den Kirchenbüchern von Gefrees finden sich folgende Einträge:

  • Margarethe Schlenk heiratete am 16.2.1897 Johann Konrad Ruckdäschl (geb. 25.7.1871). Sie hatten eine voreheliche Tochter miteinander, ihr Sohn Joh. Konrad starb am 1. September 1929 in Wundenbach.
  • Ein Christoph Schlenk (aus Wundenbach?) fiel im 1. Weltkrieg am 7. Oktober 1916 an der Somme.

In Wundenbach ist dieses Geschlecht somit erloschen.

4. Sohn Georg Johann Schlenk

Ururgroßvater Georg Johann wurde am 23. März 1854 in Hermersreuth geboren. Am 22.11.1881 heiratete er Margarethe Bär aus Nemmersdorf. Mit ihren fünf Söhnen setzten sie unsere Familiengeschichte in Saas/Untersteinach fort.

5. Sohn Johann Heinrich Schlenk

Johann Heinrich Schlenk, geboren am 10.7.1851 in Hermersreuth Nr. 3 als fünfter Sohn, ließ sich in Gesees bei Bad Berneck nieder. Er kaufte dort den Hof Gesees Nr. 6. Der Vorbesitzer lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen, da die entsprechenden Unterlagen im Katasteramt Bayreuth bei einem Luftangriff 1944/45 verbrannt sind. Interessanterweise hatte schon im Jahre 1800 ein Johann Peter Schlenk aus Hermersreuth Nr. 4 auf diesen Hof bei Elisabetha Steiniger eingeheiratet. Johann Peter war ein Nachkomme aus dem einstmals 1767 geteilten Gut Hermersreuth, die Väter waren Vettern.

Johann Heinrich heiratete am 10.6.1883 Margarethe Ruckdäschel (geb. 27.2.1859 in Wundenbach). Sie verstarb allerdings schon im darauffolgenden Jahr, am 19.11.1884. Ein Sohn wurde tot geboren.
Er ging eine zweite Ehe mit Kunigunde Popp (geb. 1.3.1863 in Benk) ein.

Johann Heinrich und Kunigunde Schlenk mit zweien ihrer Töchter

Johann Heinrich Schlenk starb am 14.8.1934, Kunigunde am 18.10.1941, beide in Gesees. Ihre Kinder, die allesamt in Gesees geboren wurden, waren:

  1. Margarethe (geb. 22.7.1886, gest. 16.5.1969 in Pöllersdorf) war mit Joh. Böhner aus Pöllersdorf verheiratet. Sie hatten zwei Söhne, Johann und Peter.
  2. Barbara Margaretha (geb. 22.7.1888) heiratete nach Zettlitz bei Bindlach in den Bauernhof Ötter ein. Das Paar hatte zwei Söhne, Georg und Fritz, die beide verstorben sind.
  3. Johann Georg (geb. 14.3.1890) wird Hofnachfolger und heiratet Margarethe Pösch (geb. 10.8.1898 in Kremitz bei Lanzendorf). Sie bewirtschaften das Anwesen in Gesees. Acht Kinder werden ihnen geboren.
  4. Johann (geb. 30.9.1892) heiratete am 16.11.1920 Wilhelmina Heuschmann (geb. 30.8.1896) in die Untere Mühle nach Goldkronach, seitdem auch bekannt als die Schlenken-Mühle (siehe unten). Johann pflegte mit seinen Verwandten in Saas/Untersteinach eine rege Beziehung. Ihr Kinder: Hildegard Babette (geb. 1922) heiratet 1949 Heinrich Nüssel aus Metzlersreuth. Der Sohn Willi (geb. 1924) gilt als vermisst im Zweiten Weltkrieg. Sohn Heinrich (geb. 1928) starb im Alter von 10 Jahren an Diphtherie. Wilhelmine Schlenk starb 1956 im Alter von 59 Jahren, Johann Schlenk 92-jährig im Jahre 1984, beide in Goldkronach.
  5. Heinrich (geb. 5.9.1894) – kein weiterer Eintrag in den Kirchenbüchern gefunden (laut Werner Schlenk).
  6. Babette (geb. 26.8.1899) heiratete den Bäckermeister Hans Heidenreich in Bad Berneck. Eine Tochter Anneliese, der Sohn Michael fiel im Zweiten Weltkrieg.
  7. Johann Michael (geb. 6.10.1901) heiratete nach Obergräfenthal in das Anwesen von Anna Sahrmann (Hausnr. 1) ein. Obergräfenthal ist heute bekannt durch das „Landhaus Gräfenthal“, auch Bundeskanzlerin Merkel kann man hier während der Festspielzeit antreffen. Das Paar hatte vier Kinder: 1) Lotte, verheiratet mit Konrad Hacker, beide verstorben, 2) Günther, lebt in Mangersreuth bei Kulmbach, 3) Hans, Bäcker und Konditormeister, lebt mit seiner Frau Anneliese und Familie in der Wiesenstraße 6 (vormalig „Eckn-Pollackn“ Hausnr. 32) in Ramsenthal, 4) Herbert übernahm das Anwesen in Obergreifenthal und lebt hier bis heute mit seiner Familie – Horst als nebenberuflicher Landwirt in der Nr. 1 und Herbert in der Nr. 12 daneben, wo er auch Schafzucht betreibt (Coburger Fuchsschaf).
Am 30. Mai 1905 überflog das Luftschiff Zeppelin Gesees und Bad Berneck. Die Einwohner berichteten später, dass dies der aufregendste Tag ihres Lebens gewesen sei. (Foto: Archiv Stadtmuseum Berneck)

6. Sohn Johann Georg Konrad Schlenk

Johann Georg Konrad wurde am 15. Februar 1862 als jüngster Sohn von Adam und Gertrud Schlenk in Hermersreuth geboren. Die Recherchen von Werner Schlenk deuten darauf hin, dass er nach der Versteigerung des elterlichen Hofes an verschiedenen Wohnorten gelebt hat. Es finden sich Hinweise auf drei verschiedene Ehen:

  1. Aus den Benker Kirchenbüchern: „Johann Georg Konrad, geboren 15. Feb. 1862 in Hermersreuth als 6. Sohn der Bauerseheleute Adam und seiner Ehefrau Gertraud, eine geborene Ruckdäschel aus Metzlersreuth, heiratet am 14. Juni 1886 aus dem Hause der Schwiegermutter die Bauerntochter Margaretha Nüssel, geb. am 17. Mai 1865 in Gesees Gemeinde Neudorf. Trauzeugen Bruder Adam und Schwägerin Barbara geb. Fischer.“
  2. Aus den Gefreeser Kirchenbüchern: „Sexagesimä 1888 heiratet der Witwer Johann Georg Konrad Schlenk, Ökonom in Wundenbach, ehelicher Sohn Eltern bekannt (siehe oben), Margarethe Macht, geb. 27. Oktober 1858 in Fleißnitz, Tochter der Katharina Macht, verwitwete Ruckdäschel.“ Margarethe ist am 25. November 1899 in Wundenbach verstorben.
  3. Eintrag im Traubuch: „Johann Georg Konrad Schlenk, Bauer in Wundenbach, ein Witwer – Herkunft bekannt (wie oben), heiratet am 20. Juli 1901 Elisabeth, geborene Fischer am 25. Mai 1866 in Höflas.“ Ihre Eltern waren der Bauer Friedrich Fischer und seine Ehefrau Katharina, eine geborene Zimmermann, aus Falls. Trauzeuge war der Neffe Heinrich Schlenk, Bauernsohn aus der Saas.
Hochzeit von Johann Georg Konrad Schlenk (vermutl. 1901)

Nach mündlicher Überlieferung erwarb Johann Georg Konrad 1899 den Hof in Wundenbach, Vorbesitzer war eine Familie Heidenreich.
Eine Tochter Elisabeth, geboren am 9. Mai 1903, starb am 30. Mai 1903 (Kindstod). Die Patenstelle hatte die Schwägerin Anne Margarethe Schlenk aus der Saas übernommen. Ferner ist eine Geburt am 6. Oktober 1903 verzeichnet.

Elisabeth starb am 27. Februar 1938 und Johann Georg Konrad starb am 25. Februar 1940, beide in Wundenbach.

Die Schlenken-Mühle in Goldkronach

Die Untere Mühle in der Bachgasse in Goldkronach, dort immer noch bekannt als die Schlenken-Mühle, hat eine lange Geschichte. Unsere beginnt am 15. September 1696 mit dem Müller Wolf Heuschmann aus Unterbrand (Bez. Pegnitz), der zunächst folgenden Pachtvertrag für die Mühle in Kottersreuth, die sich seinerzeit im Besitz der Stadt Goldkronach befand, abschloss: „Bürgermeister und Rat verlassen ihre Mühle in Kottersreuth samt dem Garten und unteren Gärtlein, sowie die Hofreit umfangen mitsamt dem Stadel um 30 Gulden und alle Jahr 1 Taler […]. Werden ihm die Mahlsteine gemessen, soviel Zoll befindlich, soviel Zoll läßt er widerum, oder da solche nicht vorhanden, bezahlt er für jeden Zoll 36 Kreuzer […].“ Am 28. Juli 1704 schließlich kaufte Wolfgang Heuschmann von einen Herrn Heinrich Michel um 880 Gulden 9 Taler die Untere Mühle in Goldkronach und kündigte daher im Juni des Jahres den Pachtvertrag für Kottersreuth.

Die Schlenken-Mühle in der Bach/Bad Gasse (Foto: www.goldbergknappen.de)

Sein Glück währte allerdings nur kurz: Schon am 30. August 1707, früh zwischen 7 und 8 Uhr, ward er vom Mühlrad ergriffen und getötet. Der Sohn Johann Konrad führte nach seiner Heirat den elterlichen Betrieb weiter (7. Dezember 1719 ?).

Am 26. Juli 1740 übernahm Johann Konrads einziger Sohn Johann Konrad jun. die Mühle für 1600 Gulden. Davon blieben ihm 400 Gulden als Erbteil, 800 Gulden waren Schulden vorhanden, 400 Gulden sollte er dem Vater auf Michaeli 1740 in bar bezahlen. Johann Konrad Heuschmann jun. wurde später in den Stadtrat und auch zum Bürgermeister gewählt.

Sein Sohn Otto Konrad heiratete 1779 Anna Barbara Spitzbart, Tochter des Besitzers des Kaiserhammers bei Thierstein. Die Mühle hatte er bereits 1778 vom Vater übernommen, wobei er sich verpflichtete, dem jüngsten Bruder Johann Nickel für den Vorsitz (landesübliches Vorrecht des Jüngeren Sohnes auf das elterliche Anwesen) 180 Gulden zu zahlen. Nach seinem Tod führte die Witwe den Haushalt bis ins Jahr 1810.

Nun übernahm Sohn Johann Georg für 3000 Gulden die zweigängige Mühle (Hausnr. 57), das Mulzhaus (Hausnr. 58) sowie drei Gemeindeteile etwa 1,1 Tagwerk groß, einen Gras und Baumgarten am Hause, 3/4 Tagwerk Feld, 1,5 Tagwerk Garten, 2 1/4 Tagwerk, die Tiegelwiese genannt, und einen Felsenkeller in der Schafgasse.

1704-1707Heuschmann Wolfgang + Margarete geborene Braun
1707-1740Heuschmann Johann Konrad Anna geborene Wolf
1740-1778Heuschmann Johann Konrad junior + Margarete Sophie geborene Zeidler
1778-1894Heuschmann Otto Konrad + Anna Barbara geborene Spitzbart
1810-1858Heuschmann Johann Georg + Wilhelmine Sabine geborene Gambert
1858-1894Heuschmann Karl Friedrich + Anna Margarete geborene Künneth
1894-1922Heuschmann Heinrich Christian + Barbara geborene Bär
1922-1956 Schlenk Johann + Wilhelmine geborene Heuschmann
1965-1988Nüssel Heinrich + Hildegard geborene Schlenk
1988-heuteNüssel Friedrich + Kerstin geborene Deppe

Einige Generationen später heiratete schließlich Johann Schlenk, Enkel von Urururgroßvater Johann Adam Schlenk, in die Müllerdynastie Heuschmann ein. Da es keinen männlichen Nachfolger gab, wechselte nach nur einer Generation der Name erneut: Seitdem liegt das Wohl der Mühle in den Händen von Familie Nüssel. Der Arzt Dr. Friedrich Nüssel, gelernter Müller, betreibt auf dem Hof seit 1988 eine erfolgreiche Trakehner Zucht.

Jüngster Sohn Martin Nüssel mit Haushengst Cornus (Foto: Carsten Röhnert, 2005)

Literatur:
– Michael Götz: Die untere Mühle in Goldkronach und deren Besitzer. Quelle: Oberfränkische Heimat (Beilage zu Oberfränkische Zeitung), 1932

Das Schlenken-Feld in Goldkronach

Im Goldkronacher Ortsteil Sickenreuth wird in alten Karten der Flurname „Schlenken-Feld“ genannt. Die zugehörigen Flurstücke sind den Höfen Nr. 10 und Nr. 11 zugeordnet (heute: Schlegelbergweg 6 und Schlegelbergweg 7 und 9).

Das Schlenken-Feld in Sickenreuth

Die Geschichte der Häuser und ihrer Familien liefert keine Hinweise auf das Schlenken-Feld. Allerdings ist Schlenke / Schlinge auch woanders bereits als Flurname belegt. Abgeleitet von mndd. slingen für winden, flechten u.ä. (siehe auch Namensherkunft Schlenk) steht dieser Flurname für wild (verschlungen) bewachsene Flächen oder auch von Wasser ausgespülte Rinnen (Bachschlenken). Siehe auch das Duisburger Stadtteilsgebiet bzw. die dort (zu einem Bach hin abfallende) Straße „Im Schlenk“, die sich wohl ebenfalls von Rinne oder Mulde herleitet.

Literatur (weitere Recherche vmtl. unnötig):
– Johann Kießling: Was Häuser erzählen …aus der Geschichte von Sickenreuth und Goldberg
– Nicole Salamon: Goldkronach; 650 Jahre Stadt : 1365-2015
– Flurnamen Oberfranken

Die Agrarrevolution zu Beginn des 20. Jahrhunderts

In den USA begann man bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Landwirtschaft in den allgemeinen Prozess der Industrialisierung mit einzubeziehen. Sichtbarstes Zeichen dieses Wandels waren die Lokomobile, nicht selbstfahrende Dampfmaschinen, die mit Pferden oder Ochsen an die Feldränder bewegt wurden. Dort zogen sie mit Seilwinden die Pflüge („Dampfpflüge“), mit denen nun nicht nur wesentlich einfacher, sondern auch tiefer als früher gepflügt werden konnte.

Dampfpflugsystem, bestehend aus Lokomobile und einem Kipp-Pflug mit mindestens vier Pflugscharen (Havelland, Mitte der 1920er Jahre) (Quelle: Archiv Heinz Wernicke)

In Deutschland verbreitete sich die neue Technik erst nach der Jahrhundertwende und überwiegend nur auf den großen Höfen Nord- und Ostdeutschlands (Ostpreußen, Pommern, Posen, Schlesien). In Oberfranken mit seiner kleinteiligen Landwirtschaft war der Einsatz von Dampfpflügen nicht wirtschaftlich.

Allerdings wurden Lokomobile auch für andere Aufgaben eingesetzt, u.a. zum Antrieb von Göpeln und Dreschmaschinen. Diese fanden auch in Oberfranken innerhalb kurzer Zeit eine große Verbreitung. Bis dahin war der Drusch eine äußerst kräftezehrende und zeitraubende Angelegenheit. Er erforderte außerdem viel Übung und vollkommene Körperbeherrschung: Die stundenlange, gleichförmige Arbeit gelang nur im gleichmäßigen Dreschertakt („Wer nicht dreschen kann, kann auch nicht tanzen.“).

In den Dörfern wurden Dreschgenossenschaften gegründet, die Dampfdreschmaschinen an ihre Mitglieder verliehen. Wo es (noch) keine Dreschgenossenschaften gab, boten Lohnunternehmer mit eigenen Maschinen ihre Dienste an. Aufgrund der Größe der Schlenk-Bauernhöfe ist anzunehmen, dass auch dort Maschinen ihren Einsatz fanden.

Dreschmaschinen waren ein wesentlicher Grund für Produktivitätssteigerungen im Getreideanbau bis 1910. Die nächste Stufe wurde mit dem Aufkommen von Traktoren in der 1930er Jahren erreicht. Diese konnten sich damals allerdings nur große Höfe leisten.
(Nebenbei: Die Vorgängerin der Fa. Lippolt in Weidenberg war eine Genossenschaft für landwirtschaftliche Maschinen.)

Arbeitsstunden für Mähen, Dreschen und Abfahren von 1 ha Getreide

ZeitraumArbeitsstunden
vor 1900> 300 h
um 1910150 h
193540 – 80 h
195030 h
196015 h
2016< 2 h

Johann Heinrich Schlenk, der Sohn des viertgeborenen Georg Johann Schlenk, war seiner Zeit voraus, als er in den 1920er Jahren in der Saas ein eigenes Wasserkraftwerk (mit Wasserturbine und Stromgenerator) errichtete. Dieses wurde neben Beleuchtung auch für landwirtschaftliche Antriebe aller Art genutzt. Die Moderne (→ Familiengeschichte im Spiegel der Moderne) hatte auch in der Landwirtschaft Einzug gehalten.

Literatur:
– Wolfgang Beck u.a.: Göpel und Dreschmaschine. Zur Mechanisierung der bäuerlichen Arbeit in Franken. 1981
➔ Verbreitung von Dampf-, Göpel- und Handdrusch ?

(Daten und Informationen auf dieser Seite
wurden teilweise aus der Familienchronik
von Werner Schlenk übernommen)