Stuhm (Westpr.)

Alfred Schlenk studierte von Ostern 1932 bis Michaelis (d.h. Ende September) 1936 Naturwissenschaften und Mathematik in Erlangen, Innsbruck und Göttingen. Er meldete sich zur wissenschaftlichen Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen in den Fächern Physik und Leibesübungen sowie im Nebenfach Mathematik. Am 17. Juni 1937 hatte er schließlich die schriftlichen und mündlichen Lehramtsprüfungen mit der Note ‚Gut‘ bestanden (beglaubigte Zweitschrift vorhanden).

Die Arbeitslosigkeit bei angehenden Lehrern war seinerzeit hoch (halbe Stellen waren üblich); möglicherweise wegen besserer Karriemöglichkeiten meldete er sich daher zum Vorbereitungsdienst (Referendariat) in die weit entfernte deutsche Ostprovinz.

Ostpreußen / Westpreußen

Die im Versailler Vertrag 1919 vereinbarte Volksabstimmung im östlichen Teil von Westpreußen (Marienwerder, Stuhm, Marienburg, Rosenberg) am 11. Juli 1920 war zugunsten Deutschlands ausgegangen; 92 Prozent hatten für den Verbleib beim Reich und somit gegen die Polnische Republik gestimmt. Als Regierungsbezirk Westpreußen war das Gebiet in der Folge der deutschen Provinz Ostpreußen angegliedert worden. Durch den Polnischen Korridor war die Provinz aber nun vom übrigen Reich abgetrennt.

Trotz der Insellage wurde Ostpreußen im Reich nicht als ‚Kolonie‘ gesehen; im Gegenteil, sie war als Deutschordensgebiet seit jeher preußisch-deutsches Kernland. Deutsche Siedler hatten über Jahrhunderte hinweg eine einzigartige Kulturlandschaft geschaffen; die Landeshymne mit dem Titel Land der dunklen Wälder und kristall’nen Seen‚ war zum Synonym für Ostpreußen geworden. Das Land galt als Kornkammer Deutschlands. Namen wie Nikolaus Kopernikus, Immanuel Kant, Johann Gottfried Herder, E.T.A. Hoffmann, David Hilbert, Lovis Corinth, Siegfried Lenz zeugen noch heute von der glanzvollen Vergangenheit.

Ostpreußenlied

Im Reich wie auch bei den Bewohnern Ostpreußens sorgte der Friedensvertrag von Versailles allerdings für große Empörung. Der größte Teil Westpreußens musste ohne Volksabstimmung an den neu gegründeten polnischen Staat abgetreten werden. Als besonders absurd wurde die neue Grenze im Bereich der Weichsel empfunden: Die Grenzlinie verlief nicht wie international meist üblich in der Strommitte, sondern am rechten Flussufer, so dass den Bewohnern auf deutscher Seite die Flussnutzung unmöglich gemacht wurde. Das teilweise schikanöse Verhalten polnischer Grenzbeamter sorgte ebenfalls für Empörung.

Ostpreußens Abschnürung von der Weichsel

Gymnasium Marienwerder

Alfred Schlenk wurde der Oberschule für Jungen (vormals Gymnasium) in Marienwerder in Westpreußen zugeteilt. Das Gymnasium von Marienwerder war im Mittelalter eine bedeutende Schule im alten Preußen, dem Gebiet des Deutschen Ordens zwischen Weichsel und Memel, gewesen. Seine Wurzeln reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück (Domschule von Marienwerder).

Gymnasium Marienwerder

Reichsakademie Berlin

Nach einem halben Jahr Vorbereitungsdienst in Marienwerder wurde Alfred Schlenk zu einem halbjährigen Kurs an die Reichsakademie für Leibesübungen nach Berlin einberufen. Dort wurden unter anderem „besonders geeigneten staatlichen Lehrern der Leibeserziehung eine reichseinheitliche Führerausbildung“ zuteil (sog. A-Lehrgänge). Auf eine „ausgeprägt soldatische Haltung [wurde] entscheidender Wert“ gelegt. Der Sporthistoriker Horst Ueberhorst bilanzierte später: „Weil der Leibeserzieher mehr zu sein hat als bloßer Vermittler von körperlichen Fertigkeiten und weil er den ganzen Menschen zu erziehen hat, muss er selbst fest in Volkstum und Rasse wurzeln, muss er sich zu Führertum und Wehrhaftigkeit bekennen.“

Reichsakademie für Leibesübungen in Berlin

An diesen Lehrgängen nahmen nicht nur angehende Lehrer hinsichtlich besonderer Verwendung im Bereich des Reichserziehungsministeriums teil (so wie Alfred Schlenk), sondern auch Studienassessoren und -referendare zur Ausbildung für die sog. ‚Dritte Turnstunde‘. Diese war eingeführt worden für die qualitative Verbesserung des Turnunterrichts zur Hebung der Wehrfähigkeit (Boxen, Fußball, Handball, Schwimmen), aber auch zwecks „gleichzeitiger Arbeitsbeschaffung für zahlreiche bisher brachliegende wertvolle Lehrkräfte“ (Ministerialrat Boye, 1937). Obwohl es aufgrund eines Mangels an qualifizierten Sportlehrern zu Problemen bei der Umsetzung in der Fläche kam, kam später sogar noch eine vierte und fünfte Sportstunde dazu.

Wahrscheinlich traf Alfred Schlenk dort auch auf Gerhard Stöck, Top-Leichtathlet und Olympiasieger von 1936 im Speerwerfen. Dieser war seit 1937 Assistent an der Akademie sowie ab 1938 zusätzlich Studienrat an der der Nationalpolitische Erziehungsanstalt Berlin Spandau?. (Alfred Schlenk erwähnte später einmal gegenüber Hans Freiberger in Ottmannsreuth einen Olympiasieger im Speerwerfen.)

Nach Abschluss des Lehrgangs wurde Alfred Schlenk an die NPEA (Nationalpolitische Erziehungsanstalt) in Stuhm überwiesen. Es ist unklar, inwieweit und ggf. ab welchem Zeitpunkt dies ein Karrierieziel von ihm gewesen war.

Napola Stuhm

Stuhm hatte damals ca. 7.000 Einwohner. Auch in dieser Stadt hatten die Ritter des Deutschen Ordens im Mittelalter eine Burg errichtet; sie liegt idyllisch eingebettet zwischen dem Hintersee (Stuhmer See) und dem Barlewitzersee. In den 1930er Jahren war Stuhm vor allem bekannt für das Zentral- und Jugendgefängnis für Ost- und Westpreußen, welches für 400 Insaßen ausgelegt war.

Blick vom Hintersee auf Stuhm

Die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (NPEAs), kurz Napolas, waren Elite-Internate zur Heranbildung der nationalsozialistischen Führungsschicht im Dritten Reich. Im Gegensatz zu z.B. den Adolf-Hitler-Schulen (AHS) zielte die Ausbildung der ‚Jungmannen‘ nicht auf künftige Parteifunktionäre ab. Vielmehr sollten die Absolventen studieren und in führenden Positionen von Wirtschaft, Verwaltung, Wehrmacht und Politik tätig werden, um „als kraftvolle und besonders verantwortungsbewusste Volksgenossen im deutschen Volksganzen zu leben und zu wirken“.

Gründung

Am ‚Führergeburtstag‘ im Jahr der Machtergreifung 1933 hatte Reichserziehungsminister Bernhard Rust die ersten drei NPEAs in Plön, Köslin und Potsdam eröffnet. Wie auch viele andere NPEAs waren diese aus ehemaligen Kadettenanstalten (bzw. seit dem Versailler Vertrag Staatlichen Erziehungsanstalten – Stabilas) hervorgegangen. Die Eröffnung der NPEA Stuhm erfolgte kurz danach, am 1. Oktober 1934. Sie hatte ihre Wurzeln teilweise in der alten preußischen Kadettenanstalt in Wahlstatt in Schlesien.

Die NPEA Stuhm wurde in den Gebäuden der leerstehenden bzw. zu Wohnzwecken genutzten Stuhmer Kaserne untergebracht. Der Kasernenkomplex war ab 1913 errichtet worden und das Hauptquartier von vier Kompanien des 3. Bataillons des 152. Königlichen Infanterie-Regiments gewesen. Das Regiment hatte im 1. Weltkrieg u.a. an der Schlacht bei Tannenberg (s.u.) teilgenommen.

Kaserne in Stuhm, Exerzierplatz mit Mannschaftsgebäuden (ca. 1914)
Der rechte Bau wurde als Unterkunftsgebäude I zur Keimzelle der NPEA Stuhm

Für die NPEA waren einige Bauten neu errichtet worden, während die bestehenden Kasernengebäude renoviert worden waren bzw. noch wurden: Im Herbst 1938 befand sich die NPEA Stuhm nach wie vor im Aufbau, d.h. es waren noch nicht alle Klassenstufen besetzt: Mit 39 Erziehern (davon 6 in Ausbildung) und 295 Jungmannen war noch nicht das Ausbauziel von 42 Erziehern und 400 Jungmannen erreicht.

Zum Unterkunftsgebäude I (im Bild oben: rechts) waren als wichtigste Neubauten das Lehrgebäude und das Wirtschaftsgebäude hinzugekommen (nicht im Bild). Die drei Gebäude umgrenzten den Appellhof mit dem Hoheitszeichen und den Flaggenmasten. Das 1936 renovierte Unterkunftsgebäude II (im Bild oben: links) umschloss mit den anderen ehemaligen Kasernengebäuden den Exerzierplatz, der nach und nach zu einer Spielwiese umgestaltet wurde.

Napola Stuhm, diverse Ansichten (im Uhrzeigersinn von oben links: Pforte, Speisesaal im Wirtschaftsgebäude, Turnhalle, Appellplatz mit Lehrgebäude und Unterkunftshaus I, Gemeinschaftsraum im Dachgeschoss des Lehrgebäudes)

Neu errichtet worden war auch die Pforte samt Pförtnerhaus an der Joseph-Goebbels-Straße 10 (vormals: Bahnhofstraße, jetzt: Mikołaja Reja / Reja Straße). Auf der anderen Straßenseite befanden sich die Häuser für die verheirateten Erzieher. Unverheiratete Lehrer hatten ihre Zimmer im Wirtschaftsgebäude.

Der Eingang zur (ehemaligen) NPEA Stuhm hat sich bis heute nicht stark verändert:

Pforte der ehemaligen NPEA Stuhm (2012) – heute befindet sich in Wirtschaftsgebäude und dem Anbau auf dem alten Appellplatz ein Krankenhaus

Der Übersichtsplan aus dem Jahr 1938 gibt einen guten Überblick auf die Gebäude der NPEA Stuhm. Vollkommen neu errichtet worden.

Vollkommen neu angelegt wurde die Kampfbahn und weitere Sport. Heute Stadion.

Das Gelände der NPEA Stuhm heute

Volkdeutsche Arbeit hinter den Grenzen: Großfahrten nach Polen, Estland und Finnland, sowie Auslandsaufenthalte in England und Amerika.

Segelflug- und Schiffsmodellbau

Schulsport Boxen, Rudern, Segeln, Segelfliegen, Motor-sport, Geländesport einschließlich Reiten und Schießen“ sowie kunsthandwerklichen

Die NPEAs unterstanden (formal) der SA, deshalb war der Anstaltsleiter immer ein SA-Mann. Typisch für das Kompetenzwirrwarr des 3. Reichs war jedoch, dass der NPEA Inspektor aus der SS kam.
Hermann Brunk, SA-Standartenführer und Anstaltsleiter der ersten- und Vorzeige-NPEA in Plön , war 1936/1937 übergangsweise als Leiter an der NPEA Stuhm, um die „politisch und erzieherisch unhaltbaren Zustände“ zu ordnen. Im Jahr 1937 wurde daraufhin sein Mitarbeiter Dr. Reinhard Prinz aus Plön als neuer Leiter der NPEA Stuhm eingesetzt. Nachdem Prinz in Russland gefallen war, wurde (spätestens 1943) Dr. Lother Wolf, Lehrer an der NPEA Stuhm seit dem 15.5.1935, sein Nachfolger. Er führte die Anstalt bis zur Auflösung.

Schulpraxis

Die Zahl der Bewerber für die Kaderschmieden war groß. Beispielsweise wurden 1934 in der Napola Plön von 2.000 Schülern nur 120 zum Aufnahmetest zugelassen. Die Prüfungen (berüchtigt waren die z.T. lebensgefährlichen Mutproben), die eine ganze Woche dauerten, bestanden schließlich 70. Die Aufnahme in einer Napola setzte „arische Abstammung, einwandfreie Charaktereigenschaften, volle körperliche Leistungsfähigkeit (keine Brillenträger) und mindestens durchschnittliche geistige Begabung“ voraus. Die Bewerber stammten aus allen Teilen des Reiches und aus allen sozialen Schichten (wenn auch nicht gleichverteilt). Auch bei (linientreuen) Lehrern genossen die Schulen ein hohes Ansehen, schließlich waren sie auch finanziell sehr gut ausgestattet.

Körperliche Ausbildung und Wehrsport

Waffenleite

Arbeitseinsätze und Grenzlandfahrten

Hermann Brunk war einer der ‚profiliertesten‘ Anstaltsleiter der NPEA, von 1933 bis 1945 Leiter in
Plön, der ‚Vorzeigeanstalt‘, kurzzeitig auch Leiter in Stuhm und Vizeinspekteur der NPEA.

Im Jahr 1933 gründete Reichserziehungsminister Bernhard Rust die ersten drei Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (NPEA), kurz Napola. In diesen Oberschul-Internaten sollten vielversprechende Jugendliche körperlich und geistig gefördert und vor allem auf die Linie der nationalsozialistischen Partei gebracht werden. Die Anstalten dienten der „Erziehung zu Nationalsozialisten, tüchtig an Leib und Seele für den Dienst an Volk und Staat“, wie es hieß. Ziel war es, eine Elite heranzubilden, die dann später dem Führungsstab des Dritten Reichs angehören sollte. Bis zum Ende des Dritten Reichs im Jahr 1945 gab es 40 Napola-Anstalten in Deutschland, darunter vier für Mädchen.

Bei Kriegsende existierten in Deutschland und den überfallenen Gebieten 43 Napolas

Leiter der <NPEA Stuhm R. Prinz

In der Festschrift der Napola Stuhm von 1938 heißt es: „Die Gesamterziehung der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten hat die Aufgabe, den politischen Menschen zu formen, der von seinem nationalsozialistischen Glauben und von seinem Wissen her in der Lage ist, später auch in den schwierigen Lagen richtig politisch zu urteilen und zu handeln.“

Laut einem Erlass vom 27. Dezember 1933 dienten die Napolas dazu, „eine körperliche, charakterliche und willensmäßige Ausbildung“ zu geben, die der „Reichswehr, der SA, dem Staat überhaupteinen ausgesuchten Nachwuchs an vormilitärisch gebildeten Führern“ liefert.

Die Napola in Stuhm war bereits am 1. Oktober 1934 eröffnet worden.

Viele der Schüler machten später in der Demokratie Karriere – in Wirtschaft. Publizistik, Politik und Diplomatie.

Harmut Schlotke:

https://hds.hebis.de/herder/Record/HEB394038614

https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf-Hitler-Schulen

http://www.dienstdolch.de/index.php/napola

Die Schüler sollten die kommende Führungsschicht Deutschlands bilden. Eine besondere Rolle spielten dabei die Leibesübungen, die zum Hauptfach avancierten

Im April 1933 gründete der Reichsminister für Wissenschaft, Bildung und Kultur, Dr. Bernard Rust, die ersten Institutionen, deren Aufgabe es war, die künftige Führungselite des Dritten Reiches auszubilden.

Sie wurden Nationale Politische Erziehungsanstalt (NPEA, Napola) genannt. Die ersten drei Zentren wurden 1933 eröffnet, fünf 1934 und weitere acht 1935. Sie befanden sich meist in Militärschulen, Kasernen und Burgen.

Als Teil davon wurde ein ideologisches und militärisches Ausbildungsprogramm im Hinblick auf die künftige Führung in den Strukturen der NSDAP-Partei und im Kommando der Waffen-SS (wo etwa 13% der „Absolventen“ entsandt wurden) in der Wehrmacht sowie in Verwaltungsstrukturen durchgeführt.

Die Schulen nahmen (nach 8-tägigen Prüfungen) jeweils etwa 400 Kandidaten auf, von denen nur etwa 100 ihre Ausbildung nach einer strengen Auswahl abgeschlossen hatten. Im Programm wurde neben dem akademischen Unterricht ein großer Schwerpunkt auf das körperliche Training gelegt – der Unterricht für die Zentren listet folgende Disziplinen auf: Schießen, Boxen, Reiten, Segeln, Gleiten und militärisches Training.
Schüler im Alter von 10-11 bis 18 Jahren wurden in Schulen aufgenommen.

In Bildungszentren herrschte militärische Strenge, es gab eine Aufteilung in Kompanien und Züge. Schüler und Lehrer trugen Uniformen und Markierungen ähnlich den militärischen auf ihren Uniformen. Die Reihen und die Struktur waren denen der SA und der SS ähnlich.
Die Überwachung der NPEA-Zentren lag in den Händen der SS, und die Voraussetzung für den Beginn der Arbeit in diesen Zentren war die absolute Loyalität der Ausbilder und Lehrer gegenüber dieser Organisation (in der Praxis bedeutete dies, sich ihren Reihen anzuschließen).

Bis 1945 wurden nach verschiedenen Quellen 37 bis 43 Bildungseinrichtungen dieser Art eröffnet.

Das NPEA-Zentrum in Sztum wurde am 1. Oktober 1934 in Betrieb genommen. R. Prinz wurde zum Leiter des Zentrums (Leiter) ernannt.

„Unsere Jungen“ – ein Film der Nationalsozialistischen Erziehungsanstalten, 1943

Bau der Kaserne zwischen der heutigen Straße Sienkiewicza (Marienburgerstraße) und der Reja (Bahnhofstrasse) wurde 1913 auf Initiative des damaligen Starost – Dr. Walter Auwers – begonnen. Im Herbst wurde das 3. Bataillon des 152. Königlichen Infanterieregiments des Deutschen Ordens gebildet.

Da der Bau der Kaserne noch im Gange war, wurden die Soldaten vorübergehend in Holzbaracken untergebracht (während des Ersten Weltkriegs wurde dort ein Feldkrankenhaus untergebracht, später dienten sie als Sozialwohnungen). Nach der Niederlage des Reiches im Ersten Weltkrieg sollte eine Volksabstimmung über die Nationalität von Powiśle entscheiden. Der ordnungsgemäße Verlauf und die Sicherheit in der Region sollten von einem Kontingent italienischer Soldaten überwacht werden (sie kamen im Februar 1920 nach Sztum).

Nach dem Ende der Volksabstimmung diente der Kasernenkomplex einige Zeit der deutschen Zivilbevölkerung, die das Polen zugewiesene pommersche Gebiet verließ.

Im Oktober 1934 wurde in der Kaserne das Nationalpolitische Bildungszentrum (NPEA) eröffnet, das den Dienst in den Partei- und Militärstrukturen des Dritten Reiches vorbereitete.

Im Juni 1941 wurden Soldaten der deutschen Infanteriedivision „Greif“ in der Kaserne untergebracht, von wo aus sie an die Ostfront geschickt wurden.

1944 wurde in der Sporthalle der NPEA (heutiges „Powiśle“ -Kino) ein Feldkrankenhaus (Feldlazarett 916) aus dem Osten evakuiert.

Wohnort (noch) unbekannt: Fotos von Wohnhäusern hier:

Heirat ist nicht bekannt Heirat ist nicht bekannt
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NPEA-Dolch

Während der ersten 4 Jahre ihres Aufenthalts in der Einrichtung trugen die Schüler ein Standard-Hitler-Jugendmesser. 1935 wurde für ältere Schüler (zwischen 14 und 18 Jahren) ein Dolb (Holbeinstill) eingeführt.

Für die Jüngeren war ein Dolch ohne Abzeichen mit einem Holzgriff vorgesehen, der in einer in olivgrüner Farbe gestrichenen Scheide versteckt war. Das Ganze war am Gürtel befestigt.
Die Dolchklingen waren mit dem Motto „Mehr sein als auch“ eingraviert.

Ältere Älteste trugen Dolche, die mit einer Kette am Gürtel befestigt waren. Eine olivgrüne Scheide wurde mit dekorativen Beschlägen versehen.

Die Hersteller von Dolchen für NPEA waren: Carl Eickhorn und Max Weyersberg sowie Karl Burgsmüller aus Berlin (am häufigsten).
Die Dolche blieben Eigentum der Schule und wurden nur an Schüler verliehen – nach Abschluss ihrer Ausbildung oder ihres Aufenthalts mussten sie in die Einrichtung zurückgebracht werden. Jeder von ihnen hatte die Nummer und Referenznummer eines bestimmten Zentrums. Im Fall von NPEA Stuhm waren es die Buchstaben „St“.

Flucht nach Westen und Untergang Ostpreußens

Spätestens gegen Ende des Jahres 1944 war der Bevölkerung Ostpreußens klar, dass eine Offensive der Roten Armee bevorstand. Vom 16. Oktober an gelangten deren Truppen erstmals im Raum Nemmersdorf bei Goldap auf deutschen Boden. Nach der Rückeroberung fanden deutsche Soldaten Spuren eines furchtbaren Massakers vor. Die Propaganda schlachtete das Ereignis aus und berichtete von erschossenen Kleinkindern und vergewaltigten Frauen (im Alter von 8 bis 84 Jahren), die in gekreuzigter Haltung nackt an Leiterwagen und Scheunentore genagelt worden waren.

Mit dem Ruf „Rache für Nemmersdorf” suchte die NS-Propaganda den Durchhaltewillen der Ostpreußen zu stärken, erreichte jedoch das Gegenteil. Panik machte sich breit; erstmals spürte die Zivilbevölkerung die Rache der Sieger. Familien besorgten sich Waffen, Gift oder Schlaftabletten – der Freitod erschien als das kleinere Übel im Falle eines russischen Überfalls. >> Anni Schlenk?

Obwohl das Landratsamt in Stuhm im Sommer 1944 für den Räumungsfall Pläne ausgearbeitet hatte (Festlegung der Weichselübergänge, Auswahl der Zielgebiete), verbot der fanatische Gauleiter Erich Koch unter Androhung der Todesstrafe, sich weiterhin mit solch defätistischen Überlegungen zu beschäftigen und diese Pläne bekanntzugeben. Versorgung und Motivation der Wehrmacht hatten Priorität; Koch ließ „Widerstand bis zum Letzten” und „Jedes Dorf eine Festung” als Parolen verkünden. Man hatte auch das Beispiel des August 1914 vor Augen, als bereits der Räumungsbefehl vorlag, aber durch die Schlacht von Tannenberg hinfällig wurde. Auch die (angeblichen) neuen Geheimwaffen spielten bei der amtlichen (Flüster-)Propaganda damals schon eine große Rolle und fanden freiwilligen Glauben.

Die Durchhalterhetorik und strikte Reiseverbote der örtlichen Staats- und NSDAP-Dienststellen hatten einen allgemeinen Exodus noch bis Anfang Januar 1945 verhindern können: Wer nach Westen wollte, brauchte eine Reisegenehmigung, um z.B. Zugfahrkarten zu erwerben. Doch dann, bei klirrendem Frost (-20°C, eisiger Ostwind), brach der Sturm los. Am 13. Januar 1945 rückte die Rote Armee vor, zunächst im Nordosten, dann auch von Süden her. Keine Partei konnte die Menschen noch an der Flucht hindern, als die Front immer näher rückte. Endlos scheinende Trecks bildeten sich, Wagen an Wagen, vollbepackt bis obenhin, darauf Frauen, Kinder und Greise. Die Flüchtlingstrecks aus dem Süden und Osten kamen auch durch Stuhm (bei Marienburg gab es große Stauungen, es musste die dortige Nogatbrücke für die Wehrmacht freigehalten werden).

Flucht bei bis zu minus 20°C und eisigem Ostwind (Quelle: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz)

Das Ziel der Flüchtlinge war die große Weichselbrücke in Dirschau, neben der Brücke in Graudenz die einzige Möglichkeit, die Weichsel zu überqueren. Davor musste man jedoch über die Nogat kommen; es gab einen Übergang westlich von Stuhm bei Weißenberg.

Angesichts der Lage, über die das Kollegium der Napola gut informiert war, als auch der Berichte der durch Stuhm ziehenden Flüchtlinge, planten auch Alfred und Anni mit ihrem gerade einmal 9 Monate altem Sohn Wolfgang die Flucht. Noch war allerdings kein Räumungsbefehl gegeben worden. (Der kam für den Kreis Stuhm erst am 23. Januar 1945.)

Die Flucht von Anni Schlenk

Wie Anni Schlenk an eine Fahrkarte nach Berlin kam, ist nicht bekannt. Es können die bereits festgestandene Evakuierung der Napola oder auch gute Kontakte „nach oben“ gewesen sein, oder sie hatte sich rechtzeitig eine Einladung in einer angeblich dringenden Familienangelegenheit organisiert.

Über den Zeitraum ihrer Flucht und die genaue Route ist nichts bekannt. Ihr Ziel war Potsdam, wo sie bei ihrer Schwester Gretel Strobel unterkam. Laut später ausgestelltem Flüchtlingsausweis hielt sie sich seit dem 22. Januar 1945 dauerhaft im Gebiet der späteren Bundesrepublik auf.

Wie könnte die Flucht möglicherweise verlaufen sein?

Das Eisenbahnsystem funktionierte trotz Verzögerungen und hoffnungslos überfüllter Züge am 19. Januar 1945 an sich noch normal. Und genau so am 20. Januar 1945. Im Laufe des Tages des 21. Januars begannen die Probleme und innerhalb weniger Stunden herrschte auf den Strecken und Bahnhöfen im Regierungsbezirk Westpreußen vollkommenes Chaos.
Obwohl der Weg von Stuhm nach Berlin laut Fahrplan mit dem D-Zug in ca. 11 Stunden zurückgelegt werden konnte, kam es aber schon vor dem 21. Januar auf vielen Strecken zu großen Verspätungen: Gründe waren Eis und Schneewehen, überfüllte Züge und Bahnhöfe, der Beschuss durch Tiefflieger, Streckensperrungen oder Anschläge durch Partisanen.

Die Karte aus dem Kursbuch von 1944 zeigt das Eisenbahnnetz Ostdeutschlands mitsamt der Kursbuch-Streckennummern. Stuhm befand sich zwischen Marienburg und Marienwerder an der Bahnstrecke 132a. Züge fuhren sowohl nach Danzig (über Dirschau) wie auch nach Thorn. Damit kamen drei mögliche Fluchtrouten nach Berlin in Betracht:

  • Strecke 130: Thorn – Bromberg – Posen – Frankfurt/Oder – Berlin
  • Strecke 128: Dirschau – Schneidemühl – Küstrin – Berlin
  • Strecke 124: Danzig – Stolp – Belgard – Stettin – Berlin

Die erste Variante war als Option sehr unwahrscheinlich: Man fuhr so nicht nur den Flüchtlingsströmen entgegen, sondern auch geradewegs ins Kampfgebiet (Räumungsbefehl für Thorn wurde bereits am 17. Januar gegeben). Die zweite Variante, Stecke 128, war prinzipiell die schnellste Variante, führte aber ebenfalls durch den (vormaligen) polnischen Korridor, in den bereits die Rote Armee mit ihren Sturmspitzen vorstieß. Am sichersten war die Bahnstrecke über Danzig und Berlin. Das wird auch dadurch bestätigt, dass immerhin erst am 30. Januar 1945 der letzte reguläre Personenzug von Danzig nach Westen fuhr. An diesem Tag ging auch die Wilhelm Gustloff unter.

Fluchtbewegungen infolge der russischen Winteroffensive

Zeitzeugen berichten, dass Züge mehrere Tage brauchten:

  • 20.01.1945 Osterode (Westpr.)-Leipzig: 4 Tage
  • 21.01.1945 Königsberg-Landsberg (Warthe): 2 Tage (direkt, d.h. ohne Halt)
  • 21.01.1945 Osterode (Westpr.)-Stettin-Wittenberge (Brb.): 10 Tage (Nebenstrecken)
  • 22.01.1945 Dirschau-Küstrin: 2 Tage
  • 22.01.1945 Marienburg-Danzig: „mittags bis abends“ (6 h für 70 km, Luftangriff)
  • 26.01.1945 Schlawe (bei Stolp)-Stettin: mehrere Tage (für 200 km)
  • 29.01.1945 Danzig-Berlin: 6 Tage

Insofern ist eine Flucht zwischen dem 17. und 20. Januar 1945 anzunehmen.

In jenen Tagen drängten auf den Bahnhöfen Menschenmassen in die überfüllten Züge, sie standen in den Gängen, im WC (z.T. zu viert) und auf der Plattform. Kinder saßen auf dem Schoß ihrer Mütter (sofern diese einen Platz bekommen hatten), Kleinkinder wurden in die Gepäcknetze gelegt. Selbst durch die Fenster kletterten Menschen. Es wurden auch Güterwaggons und offene Viehwagen eingesetzt, in die sich die Menschen bei klirrender Kälte zwängten.

Auf dem Bahnsteig reichte Anni zuerst Wolfgang in das Zugabteil, doch dann wurde sie abgedrängt. Viele Famiilien wurden so auseinander gerissen. In letzter Sekunde zog sie eine helfende Hand in den Zug.

Es ist nicht bekannt, an welchem Bahnhof dies geschah und wo Anni Schlenk zustieg und umsteigen musste. Die Strecke von Marienburg nach Dirschau war das Nadelöhr; die Züge kamen dort auch schon überfüllt an. Falls sie in Stuhm zugestiegen war, könnte sich diese Episode somit in Marienburg zugetragen haben.

Wegen der Fliegerangriffe wurde damals bevorzugt nachts gefahren (ohne Licht); im Falle eines Beschusses wurde der Zug geräumt und die Flüchtenden mussten sich in Sicherheit bringen. Seit dem 17. Januar 1945 herrschte zudem östlich der Oder eine mörderische Kälte von minus 15°C bis minus 30°C. Dazu kamen starke Schneefälle und Schneeverwehungen sowie Glatteis. Viele Säuglinge überlebten die strapaziöse Flucht bei diesen Temperaturen nicht; tote Kinder wurden bei bei einem Halt am Bahndamm abgelegt – die Erde war zu fest gefroren, um Gräber auszuheben.
Vielleicht war Wolfgang mit seinen 9 Monaten schon kräftig genug; jedenfalls hatten beide bei der Flucht großes Glück gehabt.

Die Flucht von Alfred Schlenk

Der Anstaltsleiter der Napola Stuhm hatte verhindern können, dass seine Schüler im sog. Volksturm das Land verteidigen mussten. Im Januar 1945 wurde die gesamte Schule in die Stadt Plön in Schleswig-Holstein evakuiert. Dort befand sich die bereits ccc eröffnete erste Napola.

Die Flucht selbst war gut organisiert: es standen Omnibusse bzw. LKWs mit „Holzvergasern“ bereit. Die Busse zogen einen großen zweirädrigen Anhänger hinter sich her, in dem ein Holzgas-Drucktank war. Auf den Lastwagen stand ein Ofen auf der Ladefläche. Zwischendurch musste immer wieder an „Holztankstellen“ bzw. zum Holzhacken angehalten werden.

Bei ihrer Flucht überholten sie auch die endlosen Flüchtlingstrecks, sahen das Leid der Menschen: Pferde quälten sich durch tiefen Schnee. Vermummte kauerten mit ihrer letzten Habe auf hölzernen Wagen. Hausrat wurde hinunter geworfen, um die Zugtiere zu entlasten. Säuglinge und Kleinkinder erfroren im eisigen Wind. Erschöpfte Alte und Kranke blieben sterbend am Wegesrand zurück.

Die Trecks wurden von deutschen und sowjetischen Militärkolonnen in die Straßengräben gedrängt, von Artillerie und Tieffliegern beschossen, überrollt und niedergemacht. Verzweifelt irrten die Menschen in Eis- und Schneestürmen umher, verloren die Pferde, setzten die Flucht zu Fuß fort.

m vierten Band „Aus der Geschichte von Sztum und Umgebung“ gibt es Erinnerungen an Hartmut Schlotke, „einen Studenten“ von NAPOLA.

Im Januar 1945 wurde dann die NPEA Stuhm (Westpreußen) nach Plön evakuiert und Anfang März dann die Kösliner NAPOLA, da die alliierten Truppen immer näher rückten. Am 23.April 1945 wurde die Anstalt endgültig geschlossen als sie besetzt worden war. Die kleineren Jungmannen wurden vorsorglich schon vorher in die Heimatorte geschickt, andere zu Verwandten im Plöner Umland.

Brunk lehnte die Aufforderung ab, die Jungmannen mit Waffen und Panzerfäusten gegen die Engländer kämpfen zu lassen, um somit ein unnötiges Blutvergießen zu vermeiden. Ein großer Teil der noch vorhandenen Bücher wurde von den Engländern verbrannt. Die NPEA selbst wurde jedoch schon vorher von den Erziehern „gereinigt“, wobei sie sämtliche Akten der Anstalt verbrannten.

Der schmale, vereiste Weg auf dem 10m hohen Weichseldamm erforderte aber höchste Konzentration; abgestürzte Fahrzeuge gab es zuhauf. . Die Weiselbrücke wird von der Feldgendamerie bewacht; der geringste Verdacht auf Fahnenflucht wird überprüft. In vier Reihen wird die Brücke befahren: Zwei Reihen für die Trecks, zwei für die Wehrmacht (Hin- und Rückrichtung).

Der Anstaltsleiter Brunk kam ins ehemalige Internierungslager Gadeland bei Neumünster, wohin man wohl die meisten Erzieher brachte. Und auch die Jungmannen mussten sich der Entnazifizierung unterstellen.

Das völlige Versagen der Parteiführung bei der Räumung Ostpreußens führe zu einer der großen Katastrophen des 2. Weltkriegs.

Das Ende Ostpreußens

Der letzte Zug von Königsberg nach Berlin fuhr am 22.01.1945. Es war der D 24, 7.01 Uhr ab Königsberg Hbf über Dirschau, Danzig, Stettin. Alle folgenden Züge kamen nur noch bis Braunsberg. Am selben Tag wurde der Bahnhof Marienburg von sowjetischen Truppen erobert.
Am 26. Januar erreichten die Russen nördlich von Elbing die Ostsee, somit war der Rückzug der 4. Armee nach Westen abgeschnitten. Die Folgen des sowjetischen Durchbruches wurden für die Bewohner Ostpreußens zur Katastrophe. Für einen Großteil Städte war erst am 21. Januar der Räumungsbefehl ergangen. Für diejenigen, die von der Roten Armee eingeholt oder überrollt wurden, bedeutete dies in den meisten Fällen Verschleppung, Vergewaltigung oder Tod. Nicht wenige Familien wählten den Freitod.

Erst viele Jahre, Jahrzehnte später fingen die Menschen an, über ihre grausigen Erlebnisse zu reden und sie zu Papier zu bringen. So individuell jede einzelne Flucht war, so sehr eint sie doch das kollektive Leid, dass gesehen und erlitten wurde:

Als die Russen in Stuhm einmarschiert waren, suchten sie in der Drogerie auf dem Marktplatz (Nummer 13) nach Alkohol. Es ist nicht klar, was sie gefunden hatten, aber 1-2 Soldaten vergifteten sich und starben (Denkmal und Gräber der „Befreier“ befinden sich jetzt an der Ecke der Straßen Domański und Pieniężny). Aus Rache begannen die anderen betrunkenen Kameraden, die Häuser auf dem Marktplatz in Brand zu setzen. Ansonsten blieb Stuhm intakt.

Alfred, Anni und Wolfgang Schlenk waren im zunächst wohlbehalten im westlichen Reichsgebiet angekommen. Trotz des Verlusts ihres Hausstands und einer sehr ungewissen Zukunft hatten sie noch großes Glück gehabt: Von den 2,5 Millionen Bewohnern Ostpreußens hatten über 300.000 Zivilisten Flucht, Verschleppung, Lagerinternierung, Mord, Selbstmord, Hunger und Kälte nicht überlebt. Mit dem Untergang Ostpreußens endete 700 Jahre deutsche Geschichte.

„Land an der Weichsel“, 1943, gefilmt in Agfacolor